Das dritte Gesicht – Elon Musk und die neue Partei der Selbstinszenierung
Warum das US-Zweiparteiensystem kaum Platz für Zwischenräume lässt – und Musk trotzdem mitmischt.
„Heute wird die Amerika-Partei gegründet, um euch eure Freiheit zurückzugeben“ – mit diesen Worten hat Elon Musk die Gründung einer neuen Partei in den USA angekündigt.
Auf X, seiner eigenen Plattform, versteht sich.
Der Name: America Party.
Der Anspruch: das angeblich korrupte, „einparteiliche“ System herausfordern.
Die Tonlage: gewohnt dramatisch.
Doch was steckt wirklich dahinter? Und: Kann so etwas im politischen System der USA überhaupt funktionieren?
Ein Riss im rechten Lager
Die Gründung der neuen Partei markiert den vorläufigen Tiefpunkt im eskalierenden Streit zwischen Elon Musk und Donald Trump.
Einst verband beide ein Zweckbündnis: Musk unterstützte Trumps Wahlkampf mit Millionenbeträgen, wurde nach dessen Amtsantritt in Haushaltsfragen eingebunden, half beim Kürzen – und profitierte von Nähe zur Macht.
Doch zuletzt krachte es lautstark.
Musk kritisierte Trumps Wirtschaftspolitik, insbesondere dessen Steuergesetz „Big Beautiful Bill“. Trump wiederum unterstellte Musk illoyales Verhalten. Der Tech-Milliardär konterte: „Ohne mich hätte Trump die Wahl verloren.“
Dass Musk jetzt eine eigene Partei ankündigt, ist auch als direkte Kampfansage an Trump zu verstehen – und als Versuch, dessen Machtbasis zu schwächen.



Aber kann das überhaupt klappen?
Die USA gelten als Paradebeispiel eines Zweiparteiensystems: Demokraten gegen Republikaner – mehr Vielfalt lässt das politische Spielfeld de facto kaum zu.
Andere Parteien existieren zwar – libertär, grün, sozialistisch – aber keine konnte je ernsthaft nationale Mehrheiten gewinnen.
Dafür gibt es strukturelle Gründe:
Das Mehrheitswahlrecht (First-Past-the-Post) begünstigt große Parteien.
Es gibt keine Prozenthürde, aber faktisch enorme Einstiegshürden – finanziell, medial, organisatorisch.
Viele Wähler:innen wollen nicht „ihre Stimme verschenken“, indem sie Dritte wählen.
Dazu kommt: Die Präsidentschaft ist kein Job, den man sich als CEO einfach nimmt. Musk selbst kann nicht kandidieren – er wurde in Südafrika geboren und ist damit verfassungsrechtlich ausgeschlossen.
Musk geht es um Macht – nicht um Mandate
Trotzdem darf man Musks Schritt nicht unterschätzen.
Mit einem geschätzten Vermögen von 360 Milliarden Dollar, einer globalen Medienreichweite und einer eigenen Plattform verfügt er über Mittel, die Spielregeln zu verschieben, selbst wenn er sie nicht ändern kann.
Schon jetzt beeinflusst er Debatten, testet Narrative und destabilisiert gewachsene Allianzen. Die „America Party“ ist nicht unbedingt als Regierungsoption zu verstehen – sondern als politisches Projekt zur Zersetzung, Polarisierung und Machtzentrierung.
Trump weiß das. Deshalb schießt er bereits zurück. Er kennt die Gefahr, wenn jemand wie Musk nicht mit, sondern gegen ihn arbeitet.
🎙️ Mehr dazu gibt’s in meinem Podcast „Die Informantin“ – mit einem Deep Dive zur Frage: Was, wenn nicht nur Trump, sondern auch Musk das System sprengen will?
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